Verschwinden deine Freund*innen in romantisch-sexuellen Zweierbeziehungen, Kleinfamilien und/oder full-time Jobs? Hast du dich (spät) geoutet oder dich sonst nochmal neu kennengelernt? Sind deine langjährigen Beziehungen wie ein gemütliches Paar eingetragener Sneaker und du sehnst dich nach neuen roten Stiefeln? Hast du Freitagabends manchmal Sehnsucht nach Gemeinschaft und einem Tisch voller Leute, die du gern hast? Dann ist diese Kolumne für dich. Ein Text für alle, die als Erwachsene nach neuen Freund*innenschaften suchen. 

Friends zu finden, die wir nicht (je nach Lebensphase) über Schule, Ausbildung oder (neue) Arbeit kennenlernen, ist manchmal gar nicht so leicht. Und selbst wenn wir viele Beziehungen haben (freundschaftliche, familiäre, sexuelle, romantische, usw.) heißt das noch lange nicht, dass wir uns als Teil von Gemeinschaft(en) fühlen. Deswegen hier Inspirationen, wie du neue Friends und Communities findest:

  1. Friends of Friends. Verkuppel deine Freund*innen von denen du denkst, sie können sich gut verstehen. Geht, zum Beispiel zu dritt oder viert, etwas trinken oder macht einen kleinen Ausflug. Lass dich verkuppeln: Frag deine Friends, wen von ihren Leuten du noch nicht kennst und mit wem du dich gut verstehen könntest – geht mal einen Kaffee trinken. So entstehen nicht nur neue Freund*innenschaften sondern auch -kreise.
  2. Lade deine Liebsten, die sich noch nicht oder wenig kennen, gemeinsam (zu dir) ein. Macht einen Bastelabend, eine Käseplatte, lest euch Zitate aus Lieblingsbüchern vor, spielt eine Runde oder geht zu einem Wine Tasting.
  3. Such dir ein regelmäßiges Hobby, also eine Aktivität, die dir Spaß macht. Das kann etwas Neues sein oder etwas, das du schon machst. „Regelmäßig“ ist hier das Stichwort! Leute im Fitnessstudio, Keramik-Atelier, Tanzkurs oder Pub Quiz erkennen einander mit der Zeit wieder, formen Beziehungen und/oder bilden gerne kleinere oder größere Gruppen. 
  4. Ähnlich, aber anders: Finde Leute mit gemeinsamen Interessen. Zum Beispiel kannst du einen Lesekreis starten oder bei einem Online-Lesekreis mitmachen. Videospielabende, Museumsführungen, Community Bike Kitchen, Fashion Repair Café, Wandergruppe, Gemeinschaftsgarten – the sky is your limit.

Übung: nimm dir einen Zettel, diese Zeitschrift oder dein Handy und schreib dir 5 Dinge auf, die du schon länger mal ausprobieren wolltest! Egal ob Töpfern, Trekking, eine Sprache lernen, Landschaften malen, meditieren, singen oder endlich einen Handstand lernen. Suche dir eine Sache aus deiner Liste aus, die du in Gemeinschaft machen magst. Jetzt google Kurse, Vereine, Veranstaltungen & melde dich an. Du findest nichts im Internet? Frage über deine (sozialen) Netzwerke, wer interessiert wäre und organisiere diesen Waldspaziergang, Chor, Malnachmittag, Flohmarkt oder Handstandworkshop.

  1. Pflege deine bestehenden Beziehungen. Es gibt in Beziehungen immer auch Neues zu entdecken. Macht einen Ausflug, verbringt länger Zeit miteinander als sonst, suche neue Gesprächs-Themen oder Aktivitäten. (Tipp: Ihr könnt z.B. so tun, als wärt ihr in eurer Stadt/Region auf Urlaub – wie würdet ihr den Urlaub verbringen? Unsere Urlaub-Ichs verhalten sich oft anders als unsere Alltags-Ichs.) Beziehungen und Gemeinschaft wachsen durch Pflege.
  2. Community Events. Geh zu einer Ausstellungseröffnung, Podiumsdiskussion, Party, Demo, Filmvorführung oder einem Workshop.  Wenn es keine queere Veranstaltung nach deinem Geschmack in deiner Nähe gibt: Organisiere selbst eine kleine Ausstellung oder eine Party mit einem guten Motto (zum Beispiel: „Bring a friend none/most of your friends don‘t know“).  
  3. The Apps. Einige Dating Apps haben eine „Friends-Option“ (z.B. Bumble). Du kannst auch die Formen von Beziehungen, nach denen du suchst, in deine Beschreibungen tun (z.B. einen Buddy, um Ausflüge in die Natur zu machen). Vergiss nicht: Viele Erwachsene suchen neue Freund*innen – das ist normal und okay und nicht komisch.
  4. Trau dich. Geh zum Nähatelier, geh zum queeren Event, sprich die sympathische Person an. Es gibt kaum Verbindung ohne Verletzlichkeit oder Risiko. Wir alle sind unsicher in solchen Situationen, wir alle finden es manchmal awkward, wir alle wollen Verbindung und Gemeinschaft. No shame in that! Deshalb: No shame/fucks to be given. Seid die Person, die nicht zu cool ist, ein Gespräch zu beginnen. You got this! 

Noch drei Tipps zum Schluss. Erstens, der Umgang mit Abweisung: Zurückgewiesen zu werden fühlt sich furchtbar an. Nach einem „Nein“, schau was dir gut tut: Zuspruch und liebe Worte von einem*r Freund*in oder einem Familienmitglied, ein cutes Telefonat, Tagebuch schreiben oder dich auf ein Eis einladen. Letztlich bringt uns auch eine Zurückweisung einen Schritt näher dazu, neue Beziehungen zu finden: Wir üben uns zu trauen und finden so Leute, zu denen wir passen. Zweitens, sei ehrlich mit dir und deinen Ressourcen. Der Wunsch nach neuen Friends/ Communities und die Kapazitäten, um aktiv an Beziehungen und Gemeinschaft teilzunehmen, sind zwei verschiedene Dinge. Damit du deine eigenen Grenzen gut wahren kannst und sich andere auf dich verlassen können, schreibe dir auf, wie viel Zeit, emotionale Nähe, körperliche Energie und weitere Ressourcen du zur Verfügung hast. Drittens, Erwartungen runterschrauben: Ihr müsst nicht BFF´s (best friends forever) werden. Passende „Vibes“ reichen aus. Unsere Friends sind unsere Community, aber nicht jede Person in unseren Communities muss eine gute Freund*in sein. Die roten Stiefel können, müssen aber nicht deine neuen Alltagsschuhe werden. Es geht darum, eine feine Zeit zu haben, sich verbunden zu fühlen und unterschiedliche Aspekte von sich und anderen kennenzulernen und Raum zu geben. 

Quellen/Resources

Illustration: Ernesto Testi