Es ist viel über die Darstellung von queeren Menschen in Hollywood gesagt worden. Wenn es euch so geht wie mir, dann kennt ihr auch die kurze Liste von queeren Charakteren und die viel längere Liste von unübersehbaren Momenten, überzogenen Werbekampagnen und geschnittenen Szenen, die es nicht in die endgültige Fassung geschafft haben. Außerhalb von Hollywood gibt es viel weniger Informationen über die Darstellung von queeren Menschen.

Die Filme, die es auf die große Leinwand schaffen, stammen meist aus den USA, manchmal aus dem Vereinigten Königreich und seltener aus dem Rest der Welt. Die Diskussionen im Internet finden meistens auf Englisch statt, so dass es selbstverständlich ist, dass man englischen Produktionen den Vorzug gibt, aber zu welchem Preis? Länder wie das winzige Luxemburg haben in letzter Zeit stark in die Filmindustrie investiert und dabei vielversprechende Ergebnisse erzielt und talentierten Künstler*innen und Regisseur*innen, die ihrerseits bemerkenswerte Filme abgeliefert haben, eine Stimme gegeben.

Auch queere Themen blühen überall auf der Welt auf und bieten uns Geschichten und Einblicke, die Hollywood nicht aufholen kann, da es sich nach wie vor in erster Linie auf Mainstream-Erzählungen konzentriert und die Vielfalt der Stimmen und Perspektiven im nicht-amerikanischen Kino oft übersieht. Warum also sollten sich die Zuschauer*innen nicht-amerikanische Filme ansehen?

Beginnen wir mit dem boomenden asiatischen Markt, besser bekannt als BL (Boys Love – Anmerkung der Redaktion). Taiwan, Korea, Japan, Thailand und die Philippinen haben alle entdeckt, dass sich queere Geschichten gut verkaufen lassen. Was mit Liebesgeschichten zwischen schwulen Männern begann, hat sich zu einer großen Industrie entwickelt, die Geschichten aus dem gesamten queeren Spektrum in einer Vielzahl von Genres anbietet, von Highschool-Romanzen über Krimis bis hin zu Science-Fiction und Fantasy. Sogar Chinas zaghafte Annäherung in diesem Bereich hat einige positive Kritiken erhalten, auch wenn die chinesische Regierung in Fragen der Sexualität konservativ ist, was zur Ablehnung oder Zensur von LGBTIQ+-Geschichten auf dem Bildschirm führt. In den frühen 2020er Jahren kamen aus irgendeinem Grund die besten mir bekannten Fantasy-Serien mit queeren Menschen mit Schwertern aus China. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das meine eigene Wahrnehmung ist oder eine tatsächliche Krise der globalen Filmindustrie.

Indien hat auch einige absolut erstaunliche queere Dramen hervorgebracht, was nicht überraschen sollte, wenn man bedenkt, dass die indische Filmindustrie in Bezug auf die jährliche Filmproduktion den weltweit ersten Platz belegt. Die Filme, die ich gesehen habe, waren alle so schön echt und menschlich, und es macht auch wirklich Spaß, ihnen zuzusehen. Badhaai Do (2022) ist vielleicht einer meiner liebsten queeren Filme, während Margarita With a Straw (2014) sich mit der Sexualität eines behinderten Mädchens beschäftigt, einem Thema, das sonst kaum irgendwo behandelt wird.

Homosexualität ist in vielen afrikanischen Ländern immer noch illegal, so dass queere Filme dort weniger verbreitet sind. Aber die Filme, die es gibt, sind wirklich erstaunlich und mutig. Der unabhängige Film Rafiki (2019) des kenianischen Regisseurs Wanuri Kahiu hat zum Beispiel weltweite Aufmerksamkeit erregt. Der Film, der eine herzerwärmende Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Frauen mit unterschiedlichem politischen Hintergrund zeigt, löste eine nationale Debatte aus. Trotz des Widerstands setzten sich Wanuri Kahiu und ihr Team für ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ein, was dazu führte, dass ein Richter in Nairobi das Verbot vorübergehend aufhob. Ein weiterer bemerkenswerter Film ist Valley Of A Thousand Hills (2022), eine ergreifende Darstellung einer tragischen lesbischen Liebesgeschichte aus Südafrika. Und die Komödie Runs In The Family (2023) aus Südafrika zeigt eine herzerwärmende Vater-Sohn-Beziehung. Beide Filme können auf Netflix angesehen werden.

Nordafrikas eigener LGBT-Fußabdruck wurde kürzlich mit The Blue Caftan (2022) aus Marokko, der letztes Jahr auf dem LuxFilmFest gezeigt wurde, illustriert und ich bin für immer dankbar, einen so schönen Film gesehen zu haben.

Lateinamerikas Sammlung von Filmen mit LGBT-Thematik, die als New Maricón Cinema bezeichnet wird, hat seit Anfang 2000 mit ihrer subtilen Darstellung der lateinamerikanischen Kultur und Identität alle überrascht. Der Film, der meine Aufmerksamkeit erregte, war I Dream In Another Language (2017) aus Mexiko, in dem es um den Tod einer indigenen Kultur durch den Kolonialismus geht. Aus Brasilien habe ich Paradise Lost (2018) gesehen, ein absolut atemberaubender Essay über Kinematographie. Und es gibt noch viele, viele weitere Filme auf meiner Watchlist. In den letzten zwei Jahrzehnten hat Hollywood aufgehört, Mid-Budget-Dramen zu produzieren und sich stattdessen auf Blockbuster-Actionfilme konzentriert. Zu unserem Glück gibt es in anderen Ländern immer noch Dramen und queere Filme in Genres, die Hollywood als „zu riskant“ ansehen würde, wie z. B. Fantasy. Natürlich haben auch die USA einige wunderbare queere Filme hervorgebracht, sowohl Animations- als auch Actionfilme. Aber sie sind nicht die Einzigen da draußen, und wir sollten die anderen genauso feiern.

Foto: Vitor Esteves