© Illustration Dunia Ciuferri

DE: Eine Kolumne mit Kelly Kosel, in der an Gefühlen gefummelt, Fäden verfolgt und Themen rund um Sexualität, Körper, Intimität und Beziehungen eingeladen werden. 

FR: Une chronique qui s’adresse aux émotions pour démêler certaines de vos questions sur le sexe, les relations, le corps et l‘intimité.

EN: An Advice Column that fiddles about feelings to untangle some of your questions about sex, relationships, bodies and intimacy.

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I am blue. Was kann ich bei Winterblues tun? 

In der Früh? Dunkel. Nach der Arbeit? Dunkel. Unser Herz? Dunkel! Der Winter ist lang und manchmal hart. Manchmal auch sehr cozy und schön. Wenn du ihn allerdings nicht so fühlst (oder er einfach schon zu lange dauert), hier ein paar (slightly bossy) Brainstorms gegen den Winterblues. Damit Blau eine warme Farbe wird. 

    • Du hast alte Zeitungen herumliegen? Organisiere einen Artsy Sunday (oder Monday, Wednesday, Saturday) wo ihr gemeinsam collagiert. Alle können eine Schere, Kleber und evtl. feste Pappe mitbringen und los geht‘s. Die Kollagen können auch bemalt oder mit Worten, Sätzen oder Gedichten verziert werden. (Vielleicht magst du lieber basteln, Perlenketten einfädeln oder lufttrocknenden Ton formen? Dann mach das.) Snacks nicht vergessen.
    • Oder: Spieleabend. Wir haben als Kinder Gesellschaftsspiele lieben oder hassen gelernt. Ich gehöre zur Fraktion „ach, lieber nicht“. Und jedes Mal, wenn ich spiele, liebe ich es (meistens) trotzdem und fühle mich danach ausgelasteter. Ein Kegelabend geht auch.
    • Du magst am liebsten Freunde sehen und reden? Gut. Ruf einen (mehr oder weniger) regelmäßigen Stammtisch aus. Oder ein Prosecco Plenum. Welche deiner Friends haben noch den Winterblues? Frag die. Sie werden es hassen und lieben.
    • Massagen. Schlag deinen Friends oder Beziehungspersonen vor, dass ihr euch den verspannten Rücken massiert (wer hat ihn nicht). Ich spreche von platonischen Massagen; solche, bei denen sich alle (bestenfalls) maximal entspannen können. Körperkontakt hilft generell beim Erholen, Gefühle verarbeiten und zufriedener sein – alternativ kannst du also auch kuscheln, umarmen, küssen, usw.
    • Sex. Es ist auch nichts gegen nicht-platonische, sexy Massagen einzuwenden. Wir fühlen uns im Winter(blues) weniger aka. haben vielleicht weniger Lust auf Sex. Du musst aber nicht auf Glückshormone und Entspannungsendorphine verzichten. Du kannst z.B. herumknutschen oder nackt kuscheln. Wenn du niemand anderem sexuell nah sein magst, kauf dir ein neues Solosex Toy. Schreib mir gern für Tipps zu guten ethical porn Seiten.
    • Tee und Lesen. Der Grund, warum es auf Zeichnungen oder in Filmen immer so gemütlich aussieht, wenn Leute an einem gemütlichen Ort sitzen und lesen? Because it is. Setz dich mit einem Buch an einen Lieblingsort (in deiner Wohnung oder in einem Café), mach oder bestelle dir einen Tee, Flugmodus an, gegen den Impuls ankämpfen Insta zu checken oder die Küche aufzuräumen – meinetwegen setz dir einen 20 Minuten Wecker. Nur ihr beide, das Buch und du. Du weißt nicht welches Buch? Frage deine Friends (oder schreib mir). Dein to read Stapel ist so hoch, dass du Angst hast anzufangen? Such das dünnste (oder attraktivste) Buch aus. Du liest eh schon ständig? Mach mit 1-5 Leuten einen Buchclub. Oder plane einen Nachmittag, um mit einer anderen Person gemeinsam auf der Couch zu lesen.
    • Date dich selbst. Nimm dir 2 Stunden Zeit (und frei von sozialen Verpflichtungen) für diese eine Ausstellung, diesen einen Film, dieses eine Workout, diesen einen Wanderweg (etc.), die du schon seit Wochen/Monaten/Jahren im Auge hast. Nimm deinen Kalender. Such dir 2 Stunden aus. Mach es jetzt.
    • Gemeinsam kochen. Wir sind unmotiviert und das schlägt auf den Magen. Wenn du dich ständig mit den gleichen schnellen Gerichten fütterst, dann ist es an der Zeit sich einen Termin mit 1-3 lieben Leuten (egal ob Mitbewohni, Beziehungsperson(en), best friend, favourite Arbeitskolleg*in und/oder chosen Oma) auszumachen, um gemeinsam zu kochen und zu essen.
    • Sport date. Bewegung Bewegung Bewegung. Mach einen Termin mit dir selbst oder mit wem anderen aus. Den Körper zu bewegen ist oft das schnellste Hilfsmittel gegen winterliche Niedergeschlagenheit. Du hasst Sport? Kein Problem: Hör dein Lieblingslied 3-5 Minuten und tanze dazu. Oder:
    • Geh spazieren. Ja, es ist kalt und wir hassen es. Außerdem ist der gay walking pace zu schnell für genüssliches spazieren! Ich weiß. Es hilft trotzdem, gegen den Winterblues 20 Minuten rauszugehen – und zu gehen, nur um zu gehen. Ohne auf dein Handy zu schauen (sry). Ohne ein bestimmtes Ziel oder um zum nächsten Termin zu kommen. It‘s science.
    • Waldbaden. Das Gute an Luxemburg? Es gibt viel Wald. Du kannst ihm zuhören, herumgehen, gemütlich mit einer Decke sitzen und dabei einfach genießen, dass der Wald von ganz allein dein Nervensystem reguliert. Magic.
    • Kauf dir eine Tageslichtlampe und starre jeden Tag hinein. Bescheuert, aber wirkungsvoll.
    • Schlafen. Versuch, jede Nacht 8 Stunden zu schlafen und möglichst zu ähnlicher Zeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Dann hast du mehr Ballast gegen den Blues. Langweilig und gleichzeitig sehr schwierig? Jap, aber was soll ich sagen… it‘s also science.
    • Help? Saisonale Depressionen oder andere psychische Herausforderungen sind nichts, für das wir uns schämen müssen. Manchmal reicht es nicht, auf den stupid little walk for my stupid little mental health zu gehen. Manchmal braucht es eine Therapeut*in und/oder Psychiater*in zum Reden. (Alle anderen Dinge, die ich hier genannt habe, sind trotzdem gut für dich, also keine Ausreden).

Du liest das hier und hast Winterblues? Dann schreib mir deine Fragen rund um Gefühle, Beziehungen und Sexualität. Erstens macht es gute Laune, eine Antwort auf die eigenen Fragen in einem Magazin zu lesen. Zweitens kannst du dir sicher sein, wenn du deine Frage (anonym) hier beantwortet lesen kannst: der Winter ist vorbei!

See you in Spring,
Kelly.

Help? Für schnelle Unterstützung kannst du dich z.B. bei SOS Détresse (Tel. 454545) melden.
Rubrik „How to: Complete your stress cycle“ auf www.sexpodcast.lu